Was ist ein Abzugskredit?

– Verschiedene Kreditarten im Vergleich

Bei einem Abzugskredit handelt es sich um ein Darlehen, welches eine Bank an ihr nahe stehende Firmen oder Einzelpersonen vergibt. Der entsprechende Kreditbetrag muss vom Eigenkapital des Finanzhauses abgezogen werden, aus dieser gesetzlichen Bestimmung ergibt sich der Name. Die entsprechenden gesetzlichen Regelungen finden sich in Paragraf 4 der Anzeigenverordnung, welcher auch regelt, dass ein gewährter Abzugskredit an die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht gemeldet werden muss.

Die entsprechende Meldung muss neben dem Namen des Begünstigten beim Darlehen und der Kreditsumme zahlreiche weitere konkrete Angaben enthalten. So ist der Bundesbehörde mitzuteilen, zu welchen Bedingungen das Darlehen vergeben wurde und wie die Rückzahlungsvereinbarung gestaltet ist. Des Weiteren verlangt das Gesetz, dass der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht gegenüber offen kommuniziert wird, welche Sicherheiten hinsichtlich des Darlehens bestehen. Es handelt sich bei der Übermittlung der entsprechenden Daten um eine reine Informationspflicht, eine Zustimmung für den Abzugskredit muss bei der Aufsichtsbehörde nicht eingeholt werden. Der Sinn der Verpflichtung zur Information besteht darin, dass die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen prüft, ob die Kreditvergabe der einzelnen Banken sich im Rahmen des ihnen erlaubten Volumens bewegt; ein wesentliches Element für die Berechnung der maximal vergebbaren Kredite einer einzelnen Bank stellt das vorhandene Eigenkapital dar. Die Bindung der maximal zulässigen Kredithöhe an das Eigenkapital eines Geldinstitutes dient dem Schutz der Sparer und Anleger, da eine übermäßige Kreditvergabe zu einem enormen wirtschaftlichen Risiko für die Bank führen kann.

In Deutschland wären Sparer zwar auch im Falle der Insolvenz einer Bank vor Ausfällen gut geschützt, die entsprechenden Einlagensicherungsfonds benötigen jedoch einige Arbeitstage, bis sie im Ernstfall tatsächlich Auszahlungen tätigen können. Während der Bearbeitungszeit hat ein von einer Bankpleite betroffener Sparer tatsächlich keinen Zugang zu seinem Sparguthaben. Ein Abzugskredit kann sowohl an natürliche als auch juristische Personen vergeben werden. Letzteres ist oft der Fall, wenn die Bank ganz oder überwiegend zu einem Unternehmen gehört. Das Gesetz regelt nicht ganz eindeutig, in welchen Fällen ein Abzugskredit vorliegt. Ganz sicher ist von einem solchen auszugehen, wenn das Darlehen an einen Gesellschafter oder an ein mit der Bank wirtschaftlich verflochtenes Unternehmen vergeben wird. Bei Mitarbeitern ist die Entscheidung, ob ein meldepflichtiger Abzugskredit oder ein einfaches Mitarbeiterdarlehen vergeben wird, weniger eindeutig. Grundsätzlich stellt das Darlehen an einen leitenden Mitarbeiter mit weitreichender Entscheidungsbefugnis einen Abzugskredit dar, während die Bank einem einfachen Angestellten, welcher nur sehr begrenzt Entscheidungen zu treffen vermag, einen einfachen Mitarbeiterkredit gewähren darf. Insbesondere bei der mittleren Führungsebene eines Geldinstitutes lässt sich die Frage, ob ein dem Mitarbeiter gewährtes Darlehen als Abzugskredit zu werten ist, nur im konkreten Einzelfall beantworten. (er)

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