Wo bekommt man eine Bewertung für Aktienfonds?

– Bewertungen für Aktienfonds und deren Verlässlichkeit

Wer sein Geld in Aktienfonds investieren möchte, hat buchstäblich die Qual der Wahl. Die Zahl der allein in Deutschland angebotenen Aktienfonds überschreitet nunmehr fast die 5000er Marke. Mehr als 300 Anlagegesellschaften bemühen sich auf den deutschen Finanzmärkten um Neukunden. Wer über die Grenzen der Bundesrepublik hinausschauen möchte, sieht sich allein in Europa mit mehr als 20.000 verschiedenen Fonds konfrontiert.

In diesem Dschungel den Überblick zu behalten, ist für den Gelegenheitsanleger wie für den Finanzprofi eine nicht zu bewältigende Aufgabe. Um so notwendiger ist es, eine Möglichkeit zu finden, sich einen schellen und relativ verlässlichen Überblick über die Qualität und Chancen einzelner Aktienfonds verschaffen zu können. Die Unmöglichkeit, sich diesen doch so unabdingbaren Überblick selbst verschaffen zu können, eröffnete gleichzeitig einen neuen Markt für Unternehmen, die diese Aufgabe zu der ihren gemacht haben. Daher bewegen sich nun mehrere so genannte Rating-Agenturen, Unternehmen, deren Geschäft aus dem Bewerten von Anlageprodukten wie Aktienfonds besteht, auf den internationalen Finanzmärkten. Seit Mitte der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts sind Investmentgesellschaften in den USA verpflichtet, sich von mindestens zwei lizensierten und unabhängigen Bewertungsgesellschaften durchleuchten zu lassen.

Finanziert werden diese Unternehmen durch die Honorare, welche die geprüften Unternehmen als Gegenleistung für die Prüfung an die Agenturen zu entrichten haben. Die Ratingagenturen führen vor allem Bonitätsprüfungen der einzelnen Kapitalanlagegesellschaften und Anlageprodukte durch. Aufbauend auf dieser Qualitätsprüfung ordnen die Ratingagenturen die Aktienfonds in verschiedene Kategorien ein, welche im Großen dem System der Benotung in einer Schule ähnelt. Geprüft wird dabei, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Unternehmen seinen Zins- und Tilgungsleistungen nachkommen wird. Gute Bewertungen erhalten Aktienfonds, deren Gewinnentwicklung auch auf längere Sicht positiv ausfallen wird.

Alle bewerteten Fonds stehen im ständigen Vergleich mit hunderten anderen Aktienfonds, die von den Agenturen beobachtet werden. Aus dem Ergebnis dieser Prüfung ergeben sich einzelne Bonitäts- und Qualitätsklassen, in welche die jeweiligen Unternehmen eingeteilt werden. Je nach Ratingagentur stellt sich diese Einteilung optisch verschieden dar. So vergeben die Marktführer „Standard & Poors“ und „Morningstar“ bis zu fünf Sterne, welche die verschiedenen Qualitätsstufen der bewerteten Aktienfonds repräsentieren. Das einzige deutsche Unternehmen auf dem Ratingmarkt, „Ferri Trust“, vergibt dagegen den Buchstaben „A“ für ausgezeichnete Fonds und den Buchstaben „E“ für die Fonds, von denen eher abgeraten wird.

Obwohl der Prüfungsschwerpunkt mit Frage nach der zurückliegenden Fondsentwicklung bei allen Agenturen gleich gesetzt ist, können die Ergebnisse mitunter geringfügig voneinander abweichen. Dies resultiert aus einer Schwerpunktverlagerung, je nach Unternehmensphilosophie der jeweiligen Ratingagentur. Sieht die eine Agentur die Höhe der Ausgabeaufschläge als ein wichtiges Kriterium zur Bewertung an, steht für die andere Agentur eher eine möglichst vorhersehbare und schwankungsarme Entwicklung des Fonds im Vordergrund. Zudem werden von der Agentur „Standard & Poors“ die einzelnen Finanzmärkte separat bewertet. Ein und derselbe Fond, kann also für den amerikanischen Markt ganz anders bewertet werden, als für den europäischen Finanzmarkt. Mit dieser über Jahrzehnte gängigen Praxis hat die Agentur „Morningstar“ gebrochen, was von den Anlegern ausgesprochen gut angenommen wurde und zur Folge hatte, dass „Morningstar“ den bis dahin alleinigen Marktführer „Standart & Poors Star Rankin g“ von der Spitzenposition verdrängt hat.

Wer sich also einen schnellen Überblick über die Qualität der angebotenen Aktienfonds verschaffen möchte, ist bei den verschiedenen Ratingagenturen an der richtigen Adresse. Informationen über die Bewertung der einzelnen Fonds können dann direkt bei den Ratingagenturen, etwa über deren Internetauftritte eingeholt werden. Weniger aufwändig ist es jedoch, die Informationen zu nutzen, welche die jeweiligen Depotbanken zur Verfügung stellen. Die einzelnen, über die Depotbank zu erwerbenden Fonds sind in der Regel bereits mit einer Benotung versehen, wobei der Name der bewertenden Agentur, auch immer genannt wird. Dabei sollte aber niemals vergessen werden, dass es sich bei einem Fondranking um eine Einschätzung und nicht um eine Garantie handelt.
(er)

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