Drohende medizinische Unterversorgung durch Ärztemangel?

– Hintergründe zum Landärztemangel

Ein Ärztemangel besteht, wenn in einem untersuchten Gebiet nicht die für eine ordentliche Versorgung der Bevölkerung ausreichende Anzahl an Ärzten praktiziert. Bei der Bewertung der angebotenen ärztlichen Leistungen ist auf die Arbeitszeit der Mediziner sowie auf die jeweilige Fachrichtung zu achten. Die bloße Berücksichtigung absoluter Ärztezahlen lässt unberücksichtigt, dass einige Mediziner aus familiären Gründen ihre Praxen nur halbtags öffnen können oder diese zur Sicherstellung längerer Öffnungszeiten zwingend als Gemeinschaftspartner mit einem Partner betreiben müssen.

Außer einer zu geringen Anzahl an Arztpraxen kann sich ein Ärztemangel durch unbesetzte Planstellen in Kliniken ausdrücken. Derzeit besteht in Deutschland kein Ärztemangel, wenn das gesamte Land als Einheit betrachtet wird. Bei einer Untersuchung der ärztlichen Versorgung einzelner Regionen stellt sich die Situation jedoch deutlich anders dar. In einigen Gebieten, am stärksten betroffen sind ländliche Regionen in Ostdeutschland, fehlen bereits heute Fachärzte, während die Hausarztversorgung sowie die Versorgung mit Zahnärzten noch gewährleistet ist. Allerdings sind viele der heute in ländlichen Hausarztpraxen tätigen Ärzte relativ alt und teilweise bereits im Rentenalter.

Besonders Landärzte arbeiten nach dem Erreichen des Rentenalters weiter, da sie ihre Tätigkeit erst nach dem Finden und der Einarbeitung eines geeigneten Nachfolgers aufgeben möchten. Ein Vergleich der Altersstruktur der Ärzte mit der Anzahl eingeschriebener Medizinstudenten an deutschen Universitäten lässt erwarten, dass der strukturelle Ärztemangel in Deutschland zunehmen wird, so dass in einigen Jahren auch Stellen in Kliniken und freiwerdende städtische Arztpraxen nicht mehr besetzt werden können. Zu diesem Effekt trägt auch die zunehmende Zahl an Studienabbrechern im Medizinstudium bei. Bei der Bewertung des künftigen Bedarfs an Medizinern ist zu berücksichtigen, dass der Altersdurchschnitt und damit der Behandlungsbedarf der Einwohner zunimmt. Zudem sind ältere Patienten nur eingeschränkt mobil und benötigen dringend einen Arzt in der Nähe ihrer Wohnung oder zumindest die Erreichbarkeit ihres Arztes mit dem öffentlichen Personennahverkehr. Während ein fehlender Arzt in einer größeren Stadt zu längeren Wartezeiten im Wartezimmer und zu vertretbar längeren Wegen in die Praxis führt, bewirkt der Wegfall einer bestehenden Arztpraxis auf dem Land, dass die medizinische Versorgung vieler Menschen nicht mehr hinreichend gesichert ist. Der drohende ärztliche Versorgungsmangel lässt sich abwenden, indem Ärzte gezielt zur Eröffnung oder Übernahme einer Praxis auf dem Land motiviert werden. Zugleich ist eine Ausweitung der Studienplätze an Universitäten erforderlich, damit der künftige Ärztebedarf für die medizinische Versorgung der Bevölkerung und für die Forschung ausreichend gedeckt werden kann. Die Anwerbung ausländischer Ärzte kann den drohenden Ärztemangel ebenfalls abwenden, sofern diese bevorzugt Praxen in unterversorgten Gebieten übernehmen. (er)

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