Ethische Geldanlagen im Vergleich
– Geldanlage unter ethischen, sozialen und ökologischen Gesichtspunkten
Wer Geld anlegt, möchte dass sich das Geld durch Zinsen oder eine Rendite vermehrt. Bei einer herkömmlichen Geldanlage gibt man einer Bank sein Geld, erhält Zinsen dafür und die Bank kann mit diesem Geld Kredite vergeben. Der Geldgeber hat dabei keinen Einfluss auf die Höhe der Kreditzinsen und vor allem keine Mitentscheidungsgewalt, an welche Unternehmen Kredite gezahlt werden. Ob damit die Rüstungsindustrie oder umweltfeindliche Produkte finanziert werden, ist dabei unerheblich für die Bank entscheidend ist nur der Gewinn.
Bei einer ethischen Geldanlage ist das anders. Alternative Banken geben nicht jedem ihr Geld als Kredit sondern achten bei der Vergabe auf ethische, soziale und ökologische Kriterien. Wenn man als Sparer sein Geld zu einer dieser Banken bringt, kann man z.B. mitbestimmen, für welchen Projektbereich wie z.B. Frauenprojekte, ökologischer Landbau oder Umweltprojekte eine Investition gegeben werden soll. Diese Banken legen auch ihre Rücklagen nur unter ethischen Gesichtspunkten an. Meistens sind die Zinsen etwas geringer als bei einer "normalen" Bank, weil nicht die Rendite im Vordergrund steht sondern der ethisch/moralische Anspruch. Die Sparer wissen aber , dass sich mit ihrem Geld etwas Sinnvolles entwickeln kann. Manche Anleger verzichten sogar auf einen Teil ihrer Zinsen zu Gunsten des Aufbaus von ökologischen oder Bildungsprojekten der dritten Welt.
Die ersten Ideen von ethischen Investitionen entwickelte sich in der Zeit der Apartheid in Südafrika und des Vietnamkriegs. Die Leute, die sich politisch gegen Rassentrennung und den Krieg engagierten, wollten auch den Geldhahn für solche ideologisch geprägten Projekte abdrehen. Erst bildeten sich Fonds in den USA und Großbritannien und später kam die Atomkraft als ein weiteres Kriterium in Europa und vor allem in Deutschland dazu. Der älteste und größte der alternativen Geldanleger in Deutschland ist die GLS-Gemeinschaftsbank mit einem Jahresvolumen von über 500 Millionen Euro. Sie existiert seit den 70iger Jahren und unterstützt diverse Projekte, darunter "Living Lakes". der Erhalt von Süßwasserseen oder "Hinz und Kunz", das Hamburger Obdachlosenprojekt.
In den 80iger Jahren kamen andere Banken wie die Ethikbank, die Umweltbank, die Steyler Bank und andere dazu. Alle diese Banken haben sich dem Prinzip der ethischen, ökologischen oder nachhaltigen Geldvergabe mit unterschiedlichen Schwerpunkten verschrieben. Wie jede "normale" Bank kann man ein Girokonto eröffnen oder ein Sparkonto, und seine alltäglichen Geldgeschäfte tätigen. Da es oft keine Filialen dieser Banken gibt - nur die GLS verfügt über 5 Außenstellen - , werden die Kunden im Direktbetrieb über Online-Banking betreut. Auch der Gebrauch von Euroscheckkarten ist kein Problem. Über die Automaten der V+ R Banken können Gelddbeträge bezogen werden.
Neben der alternativen Geldanlage bei einer Bank kann man auch als direkter Darlehnsgeber fungieren. Bei Oikokredit z.B. muss man zuerst Fördermitglied mit einem Jahresbeitrag von €20,00 werden. Dann kann man genossenschaftlich organisierte Kleinbetriebe in der dritten Welt unterstützen. Die Rendite liegt bei 9% und ein Anteil kostet € 200,00. Zur Zeit werden nur rund 6 Milliarden Euro in Deutschland nach ethischen Kriterien angelegt. Dabei verfügen deutsche Sparer über 3920 Milliarden Euro Privatvermögen und damit über eine nicht zu übersehende ökonomische Macht. Immerhin ist die Nachfrage nach ethischen Anlagemöglichkeiten in letzter Zeit gestiegen und die Zahl der Anbieter auch. Man kann von einer Tendenz ausgehen, dass sich vermehrt Menschen Gedanken über die Sinnhaftigkeit ihrer Geldanlage machen. (er)
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