Regionale Sicherstellung der medizinischen Versorgung in der Schieflage?

Während die Gesamtzahl der Ärzte einschließlich der Fachärzte in Deutschland auch in Zukunft dem Bedarf entspricht, drohen regionale Versorgungsengpässe, welche sich hinsichtlich der Facharztversorgung nicht auf ländliche Gebiete beschränken. Bereits heute müssen Patienten in Flächenländern wie Schleswig-Holstein und Brandenburg für den Besuch einiger Facharztpraxen weite Wege auf sich nehmen, da vor Ort keine entsprechenden Ärzte praktizieren.

Neben dem für die Fahrzeit erforderlichen Zeitaufwand und den ihnen entstehenden Fahrkosten besteht die Problematik, dass die dem Wohnort am nächsten gelegene Facharztpraxis nicht immer mit dem öffentlichen Personennahverkehr erreichbar ist, so dass Patienten ohne eigenes Auto eine Praxis in weiterer Entfernung aufsuchen müssen, da sie nur diese erreichen können. Entsprechend erhöhen sich Zeitaufwand und Kosten für den Besuch der Praxis. Krankenkassen dürfen Fahrkosten zu Facharztbesuchen nur in einzelnen Fällen wie einer ambulanten Operation erstatten, so dass der Patient die Aufwendungen für ein fachärztliches Beratungsgespräch alleine tragen muss. Zurzeit beschränkt sich der ländliche Ärztemangel weitgehend auf Fachärzte, da in den meisten ländlich geprägten Gemeinden noch ein Allgemeinmediziner ebenso wie ein Zahnarzt praktiziert.

Hinsichtlich der Zahnarztversorgung zeichnet sich eine Verschlechterung der Versorgungslage jedoch bereits deutlich ab, während der Bedarf an Hausärzten oftmals dadurch gedeckt wird, dass der Landarzt aus Verantwortung für seine Patienten die Praxis trotz seines hohen Lebensalters erst schließen möchte, wenn er einen Nachfolger gefunden und eingearbeitet hat. Da auch Ärzte sterben oder aus gesundheitlichen Gründen ihre Praxis nicht unbegrenzt fortführen können, ist das baldige Fehlen von Hausärzten in ländlichen Regionen zu erwarten. Ohne Anreize für Ärzte, sich in ländlichen Regionen niederzulassen, lässt sich die regionale Versorgungslücke nicht schließen. Ideen wie die Vergabe von Stipendien an Medizinstudenten unter der Vorgabe, dass sich die Empfänger zu einer späteren Tätigkeit auf dem Land verpflichten, sind grundsätzlich gut, werden aber bislang noch nicht umgesetzt.

Eine gewisse Lenkungsfunktion übt zwar die erforderliche Niederlassungsgenehmigung für Kassenpatienten behandelnde Ärzte aus; sie bewirkt aber eher eine sinnvolle Verteilung der Ärzte innerhalb von Städten als eine ausreichende ärztliche Versorgung auf dem Land. Das Anwerben ausländischer Ärzte für bei deutschen Medizinern unbeliebte Landpraxen ist grundsätzlich möglich. Allerdings müssen Ärzte fließend Deutsch sprechen und verstehen können, damit keine gefährlichen sprachlichen Missverständnisse mit ihren Patienten entstehen. Die ebenfalls angedachte Vergabe günstiger Darlehen für die Praxiseinrichtung auf dem Land oder auch deren Bezuschussung ist sinnvoll, da sie junge Ärzte bei einem finanziellen Kraftakt entlastet und sie somit zum Umzug auf das Land durch eine finanzielle Unterstützung motiviert werden können. (er)